Es gibt dieses herrliche Gefühl, wenn der Garten, Balkon, oder das Hochbeet in voller Pracht stehen: Zucchini in Rekordgröße, Tomaten in allen Farben, Gurken, die wie Salamistangen herunterhängen, Beeren, die sich kaum mehr an den Sträuchern halten – und Kräuter, die duften, als hätten sie nur auf dich gewartet.
Die Erntezeit ist für viele ein Höhepunkt im Gartenjahr. Es ist der Moment, in dem sich die Mühe auszahlt. All das Säen, Jäten, Gießen – plötzlich trägt es Früchte. Wörtlich! Und das macht natürlich glücklich. Wer liebt es nicht, mit erdigen Fingern durch den Garten zu streifen und Körbe voller reifer Schätze zu sammeln?
Doch so sehr wir diese Fülle feiern – sie bringt auch eine andere Seite mit sich, über die selten gesprochen wird:
👉 Der Druck, alles rechtzeitig zu verarbeiten.
👉 Die Angst vor Verderb.
👉 Das Gefühl, ständig in der Küche zu stehen.
Zwischen Dankbarkeit und Überforderung
Viele Gartenmenschen kennen diesen leisen Zwiespalt:
Auf der einen Seite ist da tiefe Dankbarkeit für die reiche Ernte. Auf der anderen Seite ein unterschwelliger Druck, jetzt auch alles richtig zu machen: einkochen, dörren, fermentieren, einfrieren, verschenken, verwerten – aber bitte ohne Reste!
Was oft als romantische Selbstversorgung beginnt, kann sich in der Hochsaison plötzlich wie ein Fulltime-Job anfühlen. Und das sorgt manchmal für Stress, den wir gar nicht mit unserem grünen Glück in Verbindung bringen wollen.
Doch genau hier dürfen wir ehrlich sein: Nicht jede Zucchini muss sofort eingelegt, nicht jeder Apfel direkt verarbeitet werden. Manchmal darf etwas auch einfach... warten.
5 Gedanken, die helfen können, gelassener mit der Erntefülle umzugehen:
1. Nicht alles muss perfekt sein
Du musst nicht jeden Kratzer am Apfel wegschneiden oder jeden Riss in der Tomate sofort retten. Erlaube dir, dass auch mal etwas auf dem Kompost landet. Perfektion ist kein Maßstab für Wertschätzung.
2. Teilen ist auch verarbeiten
Vielleicht brauchst du nicht den 18. Vorratsschrank voller Marmelade – aber deine Nachbarin freut sich über ein Glas. Verschenke deine Fülle weiter. Freude ist auch eine Form der Konservierung.
3. Kleine Schritte statt großer Aktionen
Statt einen ganzen Sonntag in der Küche zu stehen, verarbeite lieber täglich eine kleine Menge. 15 Minuten reichen oft aus, um etwas einzufrieren, zu trocknen oder kurz einzukochen.
4. Plane bewusst Leerlauf ein
Gerade in der Hochsaison ist Pausenzeit besonders wichtig. Der Garten darf dir Freude machen, kein schlechtes Gewissen. Atme durch, bevor du den nächsten Eimer voll Beeren pflückst.
5. Mach dir eine Vorratsliste
Was brauchst du wirklich für den Winter? Ein klarer Überblick hilft, Überforderung zu vermeiden – und gezielt das zu verarbeiten, was du später wirklich brauchst (und isst!).
🌼 Fazit: Die Ernte ist ein Geschenk – keine Prüfung
Die Natur schenkt uns ihre Fülle – aber sie stellt uns nicht auf die Probe. Es ist okay, wenn nicht alles verarbeitet wird. Es ist okay, wenn du mal keine Lust hast. Und es ist völlig okay, stolz zu sein auf das, was du geschafft hast – egal ob fünf Gläser oder fünfzig.
In der Fülle liegt nicht nur Arbeit, sondern vor allem eines: Lebensfreude.
Und die darfst du dir bewahren.


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